Ein Fenster in die Zukunft des Klimawandels | Wissen

2021-12-13 09:42:32 By : Ms. Tina Yuan

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In der Kalahari ist es bereits heißer und trockener als an vielen anderen Orten der Erde. Was das für Tiere und Pflanzen bedeutet – und was die Welt daraus lernen kann, erforschen Wissenschaftler nun.

Kuruman, Südafrika - Tausende Zikaden geben ein ohrenbetäubendes Konzert. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel auf den rostroten Sand. Regen gilt in diesem Teil der Welt als Segen. Nur die Widerstandsfähigsten können überleben, egal ob es sich um Pflanzen oder Tiere handelt.

In der flimmernden Hitze untersucht Olufemi Olubodun (30) ein Nest von Siedlerwebern. Die Vögel, die in Kolonien brüten, haben das Nest um die Zweige einer Akazie mit Grashalmen wie drei riesige Weintrauben geflochten. Die überdimensionale Massenbehausung besteht aus Dutzenden ineinander verwobenen Brutkammern, die das Innere des Gemeinschaftsnests trotz der hohen Außentemperaturen kühl halten. In der Kalahari können diese oft 40 Grad Celsius überschreiten.

Olubodun inspiziert eine Brutkammer, in der sich ein Zwergfalkenpaar bei den Koloniebrütern niedergelassen hat. Die kleinen Greifvögel helfen, die Nester vor hungrigen Schlangen zu schützen, sind aber auch ein Feind, der den Nachwuchs der Weber tötet. Olubodun holt vorsichtig ein Falkenküken nach dem anderen aus dem Nest. Sie werden gemessen, gewogen und beringt. Er verfolgt, wie sich die Vögel trotz extremer Temperaturen und langer Dürreperioden entwickeln.

Oluboduns Forschung am Life Sciences Department (UCT) der Universität von Kapstadt ist Teil einer größeren Studie. Das Kalahari Threatened Ecosystem Project (KEEP) vereint Wissenschaftler zahlreicher Universitäten am Dedeben Research Center im südafrikanischen Tswalu Nature Reserve, wenige Kilometer südlich von Botswana.

Sie wollen vor allem eines erforschen: Wie verändert sich die Welt, wenn sich die Erde um 1,5 Grad erwärmt – ein Temperaturanstieg, der laut Pariser Abkommen der Vereinten Nationen nicht überschritten werden soll. Die Kalahari, bestehend aus Wüste und Savanne, die sich über rund eine Million Quadratkilometer durch Namibia, Südafrika und Botswana erstreckt und bereits als Hotspot des Klimawandels gilt, ist dafür der ideale Ort.

In der Kalahari ist es heißer und trockener als in vielen Teilen der Welt. Tiere und Pflanzen müssen sich an steigende Temperaturen und abnehmende Niederschläge anpassen, um zu überleben, darunter viele bedrohte Arten. Nach Angaben des südafrikanischen Wetterdienstes sind die Temperaturen in Teilen des südlichen Afrikas in den letzten 50 Jahren doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt. Forscher sagen voraus, dass die Durchschnittstemperatur in der Kalahari um 2,2 Grad Celsius steigen wird, wenn es weltweit um 1,5 Grad Celsius ansteigt. Das heißt: Die Kalahari gibt Klimaforschern ein außergewöhnliches Fenster in die Zukunft, aus dem der Rest der Welt wichtige Schlüsse ziehen kann.

KEEP untersucht nicht nur einzelne Tier- und Pflanzenarten, sondern will auch einen Überblick über die gesamte Nahrungskette geben: von Gräsern über Insekten, Vögel und Reptilien bis hin zu Säugetieren. Wer beeinflusst wen? Wer ist von wem abhängig und was sind die Folgen? Die Forscher wollen Schlüsselarten identifizieren, die für die Nahrungskette unverzichtbar sind und daher besonderen Schutz benötigen, um das gesamte Ökosystem zu schützen. „Uns beschäftigt der Dominoeffekt, der ausgelöst wird, wenn ein Glied in der Kette vom Klimawandel betroffen ist“, erklärt Tswalu-Forschungsdirektor Dylan Smith.

Das 2019 gestartete Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Wissenschaftler brauchen Datensätze über viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, um verlässliche Aussagen treffen zu können. Dennoch gebe es bereits wirksame Indikatoren, insbesondere von Forschern, die ihr Studium bereits vor dem KEEP-Projekt begonnen hatten, erklärt Smith: „Wir sehen definitiv erste Verhaltensmuster“.

Zwei schwere Dürren in den Jahren 2015 und 2019 waren gute Indikatoren für mögliche Auswirkungen des Klimawandels. So sei beispielsweise das Graswachstum in dieser Zeit zurückgegangen, erklärt KEEP-Projektmanagerin Wendy Panaino. Infolgedessen gab es weniger Termiten, die Gras zum Überleben brauchen. Dies wiederum betraf Tiere, die Termiten fressen, wie zum Beispiel die auf den Roten Listen der ICUN als bedroht eingestuften Schuppentiere.

Panaino verzeichnete während der beiden Dürreperioden einen starken Rückgang der Schuppentiere. Auch viele andere Tiere starben oder verhungerten. „Die Tiere der Kalahari haben sich bereits an extreme Wetterbedingungen angepasst. Jetzt wird es noch heißer und trockener. Da stellt sich die Frage: Wann wird das Limit erreicht? “, fragt Panaino.

Betroffen ist auch der Afrikanische Wildhund, der in Südafrika mit schätzungsweise 500 Exemplaren als gefährdet gilt. Tierschutzphysiologe Keafon Jumbam, Postdoc an der Witwatersrand University in Johannesburg, beobachtet in Tswalu ein kleines Rudel mit implantierten Temperaturmessgeräten. An heißen Tagen erreicht die Körpertemperatur der Wildhunde laut Jumbam fast 40 Grad Celsius. „Die Tiere fressen weniger, weil die Jagd nach Beute ihre Körpertemperatur noch weiter erhöhen würde“, erklärt sie. Auch das Zeitfenster, in dem es kühl genug ist, um Beute zu jagen, wird immer kürzer. Jumbam befürchtet, dass dies langsam aber sicher zu einem Rückgang der Tierzahlen führt.

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Schritt für Schritt setzen die Forscher des KEEP-Projekts die Puzzleteile zusammen, die ihnen einen Überblick über das gesamte Ökosystem der Kalahari geben sollen. Die Arbeit ist langsam und mühsam, aber Panaino ist sich sicher: „Unsere Ergebnisse werden für Ökosysteme auf der ganzen Welt relevant sein.“ Dpa